Antisemitismus

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Abneigung oder Feindschaft gegenüber Juden. Bis in das späte 19. Jahrhundert ist die Judenfeindschaft meist religiös begründet. Im Mittelalter führt sie unter dem Vorzeichen der "Glaubensleidenschaft" zu Zwangstaufen und Verfolgungen, der Einführung von Juden-Abzeichen und -Kleidungsstücken, in der frühen Neuzeit auch zur Errichtung von Ghettos. Seit dem späten 18. Jahrhundert suchen viele Juden einen Ausweg in der Assimilation, die oft bis zur Abkehr vom Judentum und dem Übertritt zum Christentum geht.

In der "modernen Form" der Judenfeindschaft - der Begriff Antisemitismus ist erstmals 1879 nachweisbar - tritt der religiöse Aspekt zurück. Gestützt auf pseudowissenschaftliche Theorien werden Juden nun als eigene "Rasse" betrachtet. Dabei werden die Juden mit stereotypen Beschreibungen als Träger negativer "Rassen-" und Charaktermerkmale beschrieben, unabhängig davon, ob sie an jüdischen Traditionen festhalten, als Religionslose leben oder zum Christentum konvertiert sind.

Der rassistisch motivierte Antisemitismus wird von den Nationalsozialisten als zentraler Bestandteil ihrer "Weltanschauung" übernommen. In der Anfangsphase der Partei stützt sich Adolf Hitler in seinen öffentlichen Auftritten fast ausschließlich auf äußerst aggressiv vorgetragene judenfeindliche Hetze. Der Antisemitismus wird 1933 mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten zur Staatsideologie. Bis 1939 wird er durch massive Propaganda, staatliche Maßnahmen und gezielte Übergriffe, zum Teil in Form von Pogromen, ständig verschärft. Während des Zweiten Weltkriegs gipfelt er ab 1941 in der systematischen Ermordung der europäischen Juden in Vernichtungslagern.
Der Antisemitismus der Gegenwart knüpft in weiten Teilen an den Nationalsozialismus an. Er äußert sich in Zerstörungsakten auf jüdischen Friedhöfen, Angriffe auf Synagogen und andere jüdische Einrichtungen sowie Verleugnung, Verharmlosung oder gar Rechtfertigung des nationalsozialistischen Massenmordes.