Sinti und Roma

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Die ursprünglich aus Indien stammende und seit dem Spätmittelalter in Deutschland ansässige Bevölkerungsgruppe wird vom NS-Regime vor allem aufgrund "rassenideologischer" Kriterien verfolgt. In einem "Bekämpfung der Zigeunerplage" überschriebenen Runderlass vom 8. Dezember 1938 ordnet der "Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei", Heinrich Himmler, an, "die Regelung der Zigeunerfrage aus dem Wesen dieser Rasse heraus in Angriff zu nehmen". Die in dem Erlass ebenfalls angeordnete vollständige Registrierung erleichtert den Nationalsozialisten die Deportationen von Sinti und Roma, die nach der jüdischen Bevölkerung die größte Opfergruppe des Völkermords in Europa werden. Im Mai 1940 beginnt die systematische Deportation von Sinti und Roma aus dem Deutschen Reich, im Frühjahr 1942 die systematische Verschleppung aus den besetzten europäischen Ländern.
Am 16. Dezember 1942 verfügt Himmler die Einweisung alle noch im Reichsgebiet und in den besetzten Gebieten lebenden Sinti und Roma in das Konzentrationslager Auschwitz (Oświęcim), wohin im März 1943 über 20.000 Sinti und Roma deportiert werden. Die meisten der insgesamt 23.000 Insassen sterben an Hunger, Krankheiten, Misshandlungen und medizinischen Experimenten. Die Zahl der von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma wird auf mindestens 220.000 geschätzt, andere Schätzungen sprechen von einer halben Million Menschen.