Das Leben danach

1945 wartet Mutter Elsa vergeblich auf die Rückkehr ihrer Söhne. Um sie herum geht das Leben weiter, der Wiederaufbau beginnt. Doch von Schuld und Verantwortung will die Nachkriegsgesellschaft wenig wissen.


Nur Ruth überlebt die Lager

Von Erichs Tod haben Elsa und Eppi 1942 durch einen aus dem Rigaer Ghetto geschmuggelten Brief ihrer Schwiegertochter Ilse erfahren,
Eppi mit Mutter Elsa, Bozka und einer Freundin
doch über Bubis und Ullis Verbleib wissen sie kurz nach Kriegsende noch nichts. Im Juni 1945 kommt Ruth, Ullis Ehefrau, in die Johannisberger Straße, wo sie von Elsa und Eppi aufgenommen und umsorgt wird. Mit der großen Freude über Ruths Rückkehr setzt allerdings auch die Gewissheit ein, dass Bubi und Ulli nicht zurückkommen werden - Ruth berichtet, dass Bubi und Ulli von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert worden sind.

Entnazifizierung und Wegsehen

Die deutsche Bevölkerung wird nach der Kapitulation durch die Alliierten gezwungen, der Verbrechen gewahr zu werden, von denen sie jahrelang nichts gewusst haben will. Doch statt mit Scham oder Reue über das eigene Wegschauen reagieren die meisten mit Gleichgültigkeit und Trotz. Das eigene Überleben und der Neuanfang sind den Deutschen wichtiger als die Schatten der Vergangenheit, die überdies für viele mit den Nürnberger Prozessen gegen einige Hauptverantwortliche abgegolten zu sein scheinen.

Zögerliche Vergangenheitsbewältigung

Mutter Chotzen und Eppi erhalten zwar in den 1950ern eine kleine finanzielle Entschädigung, doch der Trost einer späten Gerechtigkeit durch die Anerkennung individueller Schuld bleibt ihnen wie fast allen anderen Überlebenden verwehrt. Eppi wird 1946 Büroleiter der Entnazifizierungskommission in Wilmersdorf und wird in dieser Position täglich mit den Ausreden und Verharmlosungen der „Mitläufer“ konfrontiert. Erst in den 1960er Jahren, angeregt durch die Hinrichtung Adolf Eichmanns in Israel und den Auschwitz-Prozess in Frankfurt, beginnt mit den Fragen einer neuen Generation die Auseinandersetzung über die Verantwortung für das Erbe des Nationalsozialismus.

Das Leben nach dem Holocaust

Im Jahr nach dem Ende des nationalsozialistischen Regimes bewundert Ruth ihre Schwiegermutter Elsa Chotzen für deren Art der Trauer sehr. Obwohl sie drei Söhne verloren hat, verbittert Elsa nicht, sondern bleibt stets freundlich und aufgeschlossen, und sie erträgt ihr Leid still für sich. Ruth selbst spricht ein Jahr lang fast nicht mehr. Sie will Deutschland, das Land, in dem ihr so viel angetan wurde, so schnell wie möglich verlassen. 1946 schifft sie sich nach New York ein, wo sie einen anderen Holocaust-Überlebenden heiratet und eine Familie gründet. Erst 30 Jahre später nimmt sie die Strapazen einer Reise und die qualvollen Erinnerungen auf sich und besucht auf Einladung des Senats ihre Heimatstadt Berlin - vor allem, um Elsa noch einmal zu sehen.

Die Familiengeschichte bleibt erhalten

Eppi heiratet gleich nach Kriegsende und der Aufhebung der "Nürnberger Gesetze" seine große Liebe Bozka, die allerdings 1959 überraschend stirbt. Er selbst hat sich bei der Zwangsarbeit und durch die tägliche Sorge um seine Familie so aufgerieben,
Eppi und Elsa
dass er 1948, mit 41 Jahren, schwerkrank in Rente gehen muss. Um das gemeinsame Vermächtnis und die Erinnerungen zu bewahren, schreibt er nach dem Tod seiner Mutter 1982 die Geschichte seiner Familie auf und sorgt dafür, dass die zahlreichen Bilder, Briefe und Dokumente als Zeugnisse der Verfolgung im Haus der Wannseekonferenz erhalten bleiben.